Donnerstag, 5. März 2015
Dann...
...sind wir häufig umgezogen. Immer wieder neue Schulen und immer wieder neue Leute um mich herum. Nachmittags war ich im Hort.
Als ich 8 Jahre alt war, meinten meine Eltern tatsächlich, sie müssten es nochmal miteinander versuchen. Nach zwei weiteren Umzügen sind wir dann bei meinem Vater in der Großstadt gelandet. Naja, was soll ich sagen...die heile Welt dauerte nicht lange an, und es gab wieder Zoff. Mein Vater, der sich in der Zwischenzeit eine gut gehende Firma aufgebaut hatte, versöhnte sich mit meiner Mutter sehr gerne, indem er ihr teure Klamotten kaufte. Oder Schmuck. Oder ähnliches. Er hat meine Mutter und mir auch gerne teure Reisen geschenkt. Er selbst ist nie mitgefahren. Angeblich wegen der Firma. Wie sich allerdings später herausstellte, hat er sich in der Zwischenzeit mit seiner Ex vergnügt. Als ich 12 war, haben sich meine Eltern dann endgültig getrennt. Für mich war das eine große Erleichterung, da es zu Hause wirklich nur Streit gab. Ständig wurde geschrien, so dass die Nachbarn gekommen sind. Mir war das unendlich peinlich. Meine Mutter hat mich ständig auf ihre Seite gezogen und gegen meinen Vater gewettert. Sie ist sogar einmal mit mir in ein Frauenhaus gegangen und erzählte dort, sie habe Angst, dass mein Vater handgreiflich werden könne. Man kann ja vieles über ihn sagen, aber handgreiflich wäre er niemals geworden!
Also, meine Mutter hat die Dinge oftmals dramatisiert. Sie wollte sich gerne in der Opferrolle sehen. Und wenn für sie dadurch Vorteile entstanden (Sorgerecht, Unterhalt, usw...), erst recht. Mein Vater zog aus und ich blieb mit meiner Mutter in der Wohnung. Die Wohnung war groß und die Miete nicht billig. Meine Mutter wollte umziehen- aber ich mit meinen 12 Jahren dachte beim Thema Umzug sofort daran, dass das für mich wieder einen Schulwechsel bedeuten würde. Also habe ich mich gesträubt und bat sie inständig darum, in dieser Wohnung wohnen zu bleiben. Das durfte ich mir oft anhören. Jedes Mal, wenn es um Geld ging, durfte ich mir anhören, dass wir ja schließlich meinetwegen in dieser teuren Wohnung wohnen. Mein Vater ging zu seiner Ex zurück. Meine Mutter wollte keinen neuen Mann. Sie sagte, das könne sie mir nicht zumuten. Stattdessen behandelte sie mich wie eine Erwachsene und besprach mit mir all ihre Probleme. Ich fing an, die Schule zu schwänzen und hatte am Ende nur fünfen und sechsen im Zeugnis. Dann kam ich auf ein Internat- und ich muss sagen: das war die beste Zeit meiner Jugend !

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Montag, 2. März 2015
Weiter geht's
Ab meinem dritten Lebensjahr bin ich also ein Scheidungskind. Das klassische Scheidungskind. Wohnhaft bei der Mutter und jedes zweite Wochenende ging's dann von der Mama auf dem Lande ab zum Papa, der sich zwischenzeitlich in der Großstadt nieder ließ. Wie es so ist- jeder wollte es besser machen. Meine Mutter sagte mir, was ich zu Hause alles tolles verpassen würde und mein Vater lockte mit aufregendem Großstadtprogramm und tollen Klamotten und Spielsachen, die er bergeweise für mich kaufte. Die durfte ich natürlich nicht mitnehmen...damit ich vor Ort dann auch was hatte-man kann ja nie wissen...
Ich erinnere mich an einmal- da hatte meine "Dorfgang" am Wochenende irgendetwas geplant (ich weiß nicht mehr, was es war) und ich wollte ganz unbedingt dabei sein und mitmachen. Meine Mutter sagte parallel dazu dann auch so Sachen wie:"achja, das ist ja schade, dass Du das jetzt verpassen wirst, das wird bestimmt ganz toll, hmm ja, schade, wirklich superschade...". Der Freitag rückte näher. Kurz bevor mein Vater mich abholen sollte- heute weiß ich, es war klar, dass er schon unterwegs war- machte meine Mutter mir den Vorschlag:" Du kannst dem Papa ja sagen, dass Du dieses Wochenende lieber hier bleiben möchtest, dafür wird er bestimmt Verständnis haben!" Also dachte ich mir wohl: "Wenn die Mama das sagt, dann wird es wohl so sein, dann ist es okay und dann mache ich das so." Habe ich dann auch. An diesem Tag habe ich meinen Vater zum ersten Mal weinen sehen. Es gab ein längeres Gespräch zwischen meinen Eltern und mein Vater ist ohne mich die 60 Kilometer wieder zurück zu sich nach Hause gefahren.
Während ich das gerade schreibe, habe ich ein beklemmendes Gefühl und fühle mich immer noch mies. Leider lebt mein Vater nicht mehr- ich glaube, ich habe ihm nie gesagt, dass es mir so leid getan hat - und noch tut.

An alle, die das gelesen haben: Ist hier jemand, der etwas ähnliches erlebt hat? Und wenn ja- wie gehst Du heute damit um? Gruß, Maria

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